Erich Mendelsohn (1887 - 1953)

Auf den Spuren des Erich Mendelsohn in Charlottenburg –

Das Neue Bauen zwischen Funktion und Dynamik

Der Einsteinturm und der WOGA-Komplex am Kurfürstendamm, das Haus des Deutschen Metallarbeiterverbandes und Villen im Berliner Westend – zahlreiche Berliner Gebäude zeugen von der immensen Schaffenskraft des Architekten Erich Mendelsohn (1887 – 1953).

Der im damals preußischen Allenstein geborene Architekt legte den Grundstein für seine berufliche Laufbahn in München und Berlin. Nach seinem Architekturstudium und dem Ende des 1. Weltkriegs eröffnete er 1918 in Berlin-Westend sein eigenes Architekturbüro.

Der Einsteinturm mag eines seiner markantesten Bauwerke sein – das zwischen 1920-1924 erbaute Observatorium und astrophysikalisches Institut in Potsdam. Mendelsohn entwickelte seinen Entwurf in Zusammenarbeit mit dem Astrophysiker Erwin Freundlich und Albert Einstein, für dessen Relativitätstheorie die Gültigkeit in einem geeigneten Gebäude experimentell bestätigt werden sollte. Mit seinen organisch schwingenden Rundungen gilt es als herausragendes Zeugnis der expressionistischen Architektur.

Der dynamische Bau der heutigen Schaubühne am Kurfürstendamm gehört zu einem der bedeutendsten städtebaulichen Ensembles in den Formen der Neuen Sachlichkeit in Berlin. Erich Mendelsohn war mit der Gesamtgestaltung eines 40.000m² großen Areals für die „Wohnungsverwertungs-AG beauftragt und verband dort verschiedene Stadtfunktionen. Zum WOGA-Komplex gehörte eine Wohnanlage, das damalige Ufa-Erstaufführungskino Universum, ein Kabarett Theater, ein Restaurant, ein Hotel und diverse Ladengeschäfte. Seinen unverwechselbaren Stil erkennt man auch hier in der dynamischen Linienführung.

Bürgerliche Wohnhäuser im Westend sind weitere Zeugnisse des Werkes von Erich Mendelsohn. Drei Villen tragen seine Handschrift: das Doppelhaus am Karolingerplatz, nahe des Theodor-Heuss-Platzes, die Villa Sternfeld an der Heerstraße und sein eigenes Haus am Rupenhorn, ein als Gesamtkunstwerk konzipiertes Wohngebäude, mit Blick über die Havel.

Dieses musste die Familie Mendelsohn im März 1933 verlassen, der Aufstieg der Nationalsozialisten bewog ihn zur Flucht nach Großbritannien, seine Karriere in Deutschland nahm ein abruptes Ende.

Aus seiner Zeit in England ist der De La Warr Pavillon im Kurort Bexhill-On-Sea bekannt. Diesen erbaute er in Zusammenarbeit mit dem Architekten Serge Chermayeff im Stile des „International Style“. Ab 1935 führte er sein Architekturbüro in Jerusalem, von wo aus er zahlreichen Bauten in Palästina realisierte, unter anderem ein Universitätshospital in Haifa.

1941 emigrierte Erich Mendelsohn in die USA, wo der Fokus seines Schaffens auf dem Typus der Synagoge lag. Er verstarb 1953 in San Francisco.