L`Unité d`Habitation Typ Berlin - Das Corbusierhaus

Die Wohnmaschine am Rande des Grunewalds

In unmittelbarer Nähe des Olympiastadions ragt ein Koloss zwischen den Dächern der Villen und den Blättern der Baumkronen empor – ein Wohnkomplex der in seiner Dimension in dieser Umgebung seinesgleichen sucht.

Die Unité d`Habitation ist ein vom Schweizer Architekten Le Corbusier entworfener Typus eines Wohngebäudes und wurde, nach der Realisierung in Marseille (1947–1952) und Nantes-Rezé (1950 – 1955) in den Jahren 1956-1958 auch in Berlin errichtet.

Hintergrund war die 1957 stattfindende Internationale Bauausstellung, kurz IBA 57 genannt, eine Veranstaltung die zu den Fragen des Wiederaufbaus kriegszerstörter Städte, der Zukunft des Wohnens und des demokratischen Städtebaus neue Impulse setzen sollte. Namenhafte internationale Architekten wie Walter Gropius, Alvar Aalto, Arne Jacobsen und Oscar Niemeyer waren dazu eingeladen, Entwürfe für ein neues Stadtquartier im damals stark zerstörten Hansaviertel im Berliner Tiergarten zu präsentieren.

Le Corbusier, der mit bürgerlichem Namen Charles – Édouard Jeanneret-Gris hieß, ist einer der einflussreichsten Vertreter der modernen Architektur und Stadtplanung. Er hatte im Laufe seiner Karriere bereits zahlreiche Überlegungen und Entwürfe zu neuen Formen des Wohnens gemacht und brachte diese in seinem Leitbild der vertikalen Stadt zum Ausdruck. Private und gemeinschaftliche Funktionen sollten in einem Gebäude vereint und übereinander angeordnet werden.

So plante er beispielsweise in der Unité d`Habitation in Marseille einen Kindergarten, einen Gemeinschaftsgarten, Läden, Büroeinheiten und sogar ein kleines Hotel ein.

Aufgrund seiner Dimensionen wurde für die Unité d`Habitation Typ Berlin der Standort am Rande des Grunewalds in der Nähe des Olympiastadions gewählt. Auf Stahlstützen errichtet beherbergt es mit seinen 53m Höhe, 141m Länge und 23 m Breite 17 Geschosse mit 530 Ein- bis Fünfzimmerwohnungen.

Die ausgeklügelte räumliche Konfiguration der Einheiten, deren Erschließung über innen liegende „Straßen“ sowie die gemeinschaftlichen Flächen sind ein Markenzeichen der Unité – Serie.

An der Fassade zeigt sich der Modulor als Beton – Relief – ein von Le Corbusier entwickeltes Proportionssystem nach welchem er seiner Architektur einen menschlichen Maßstab zu verleihen wollte. Vom Boden bis zur Spitze der ausgestreckten Hand sind es 2,26m.

Wäre es nach diesem Maßsystem gegangen hätten die Räume eine Höhe von 2,26m anstatt 2,50m. Aufgrund diverser Richtlinien und der Deutschen Bauordnung wurde der Entwurf nicht nur im Hinblick auf die Raumhöhe modifiziert, ein gemeinschaftlicher Dachgarten sowie ein Ladengeschoss wurden nicht realisiert.

Führungen werden vom Förderverein Corbusierhaus Berlin e.V. über der Seite www.corbusierhaus-berlin.de angeboten.

Flatwoallee 16

S Bahn: Olympiastadion

Bus: M49, 218 Flatowallee

Le Corbusier

1958