Internationales Congress Centrum ICC Berlin
Das Raumschiff ist gelandet
ein silber glänzender Gigant liegt zwischen den pulsierenden Adern der Avus, der Ringbahn und der Stadtautobahn zwischen Messedamm und dem Westkreuz.
Als einzigartige Großstadtskulptur ist ein Beispiel der High-Tech-Architektur par exellence. Das „Internationale Congress Centrum Berlin“, ein bedeutendes Zeugnis seiner Zeit, wurde in nur vier Jahren zwischen 1975 – 1979 erbaut. Die riesige „Kongressmaschine“ wurde von den Berliner Architekten Ursulina Schüler-Witte und Ralf Schüler im Auftrag des Landes Berlin entworfen.
Von vielen wird es als Gegenmodell zum 1976 eröffneten Palast der Rebublik im Ostteil der damals geteilten Stadt gesehen und gilt somit auch als Symbol des Wettstreits zwischen den konkurrierenden Systemen.
Das ICC Berlin bietet Platz für 20.000 Kongressteilnehmer und Besucher und beherbergt 80 verschiedene Säle. Spektakulär sind die zwei großen Auditorien: der größte Saal 1 mit 5000 Sitzplätzen lässt sich über eine gemeinsame Mittelbühne mit dem Saal 2, der eine Kapazität von 3500 Sitzplätzen aufweist, verbinden.
Die weitläufigen Foyer- und Erschließungsflächen bilden im Vergleich zu anderen Kongresszentren einen großen Vorzug. Sie stehen für den Grundgedanken des Entwurfs eines Ortes der Kommunikation. Die räumliche Flexibilität und Großzügigkeit bescherten dem ICC Berlin zahlreiche internationale Auszeichnungen, wie den World Travel Award, den es sieben Mal in Folge gewann.
Die futuristische Architekturästhetik zieht sich auch durch das Innere des Gebäudes: unzählige Rolltreppen, das Leitsystem aus roten und blauen Leuchtstoffröhren, mechanische Anzeigetafeln, sorgfältig entworfene Details wie das Muster des Teppichbodens und die große Herzskulptur in der Hauptachse – sie zeugen vom technoiden Zeitgeist der 70er Jahre.
Nach 35 Jahren Erfolg wurde 2014 der Betrieb eingestellt. Kritiker bemängelten die hohen Betriebskosten, die Asbestbelastung. sowie marode Technik. Zu dieser Zeit stand sogar der Abriss zur Diskussion. Zwischen 2015 und 2017 wurde das Gebäude temporär als Notunterkunft und Erstanlaufstelle für Geflüchtete genutzt, doch seit Jahren tobt eine hitzige Debatte um die Zukunft des ICC Berlin.
Nach einem langen Prozess wurde der Gigant 2019 aus „künstlerischen, geschichtlichen und städtebaulichen Gründen“ auf die Berliner Denkmalliste gesetzt und die Diskussionen um die Zukunft des ICC nehmen nicht ab. Eine Shopping Mall,die Zentrale Landesbibliothek, eine Erlebniswelt zum Thema Mobilität, ein Gewächshaus oder ein Ort für zeitgenössische Kultur – die vielfältigen Konzepte und Ideen für eine Umnutzung reichen von pragmatisch bis kreativ und mutig und lassen auf eine spannende Transformation hoffen.

S Bahn: Messe Nord
U Bahn: Kaiserdamm
Bus: 104, 218, M49, X49, X34
Ursulina Schüler-Witte und Ralf Schüler
1979